Sieger unseres Architekturwettbewerbs

Am 18. März 2019 trat im Rahmen unseres Architekturwettbewerbs ein Preisgericht zusammen, um sieben Entwürfe für unser künftiges Gemeindehaus zu prüfen und einen Sieger zu ermitteln. Das Ergebnis: 

Preis 1 | architekturwerkstatt, Langenau

Das Gutachten des Preisgerichts

Der Beitrag setzt selbstbewusst und markant einen L-förmigen Baukörper als neues Gemeindehaus mit Pfarramt auf die Südwestecke des Kirchplatzes. Dadurch schafft es die Arbeit wie wenige andere Beiträge des Wettbewerbes die städtebaulich markante Kirche zur Olgastraße hin nicht zu verstellen und einen würdigen Vorplatz nicht nur zu erhalten, sondern durch gekonnte Ausformung von Platzflächen und Setzung von Hecken sogar noch deutlich aufzuwerten. Auch die Anordnung der Stellplätze kann so funktionieren, wobei einige Stellplätze bisher nicht nachgewiesen wurden.

Baukörperlich wird mit diesem Entwurf der Skulptur des Kirchenbaues eine zweite eigenständig skulpturale, aber dabei nicht konkurrierende Figur additiv zur Seite gestellt, so dass eine Aufwertung der Gesamtanlage gelingt. Einzig die unmittelbare Nähe zur Südseite des Pfarrhauses muss in der Überarbeitung überprüft und abgemildert werden.

Die Öffnung der Fassade über die volle Breite der zum Platz ausgerichteten Wandflächen wirkt überaus offen und einladend und schafft auch eine direkte Wege- und Blickbeziehung zwischen den beiden Hauptbaukörpern Kirche und Gemeindehaus. Auf Vorschlag der Verfasser kann der so entstehende, zu zweieinhalb Seiten eingehegte Kirchplatz, der zusätzlich mit Wasserfontänen aufgewertet werden sollte, im Sommer auch noch durch Sonnensegel verschattet werden. Bei der weiteren Platzgestaltung sollten zusätzlich noch die Gefahren der stark befahrenen Durchgangsstraße ausreichend eingeplant werden.

Innenräumlich besticht die Arbeit durch den klar gegliederten Grundriss, der eine einfache Auffindbarkeit der Nutzungen verspricht. Die Haupträume sind gut verortet, von der richtigen Seite zugänglich, untereinander zusammenschaltbar und auch zeitgleiche Belegungen sollten problemlos möglich sein. Schwachpunkt der Planung ist die Notwendigkeit eines zusätzlichen kleinen Untergeschosses mit Aufzug und die Verortung der WC-Anlagen in diesem. Hier sollte in der Überarbeitung angestrebt werden, eine wirklich eingeschossige Lösung für alle Nutzungen zu schaffen. So großzügig und funktional vorteilhaft die beiden Foyerbereiche den Entwurf auch wirken lassen, so sollten auch diese großzügigen Flächen ebenfalls bei der weiteren Bearbeitung überprüft und zugunsten einer eingeschossigen Lösung moderat reduziert werden.

Der Entwurf als vorgeschlagene Holzkonstruktion wirkt schlüssig, wobei die angedachten abgehängten Decken sowie die schmalen Fensterbänder in Wänden und Dachflächen in dieser Form als nicht zwingend angesehen werden und in der weiteren Planung noch genauer untersucht und mit klassischeren Belichtungslösungen verglichen werden sollten.

Preis 2 | planer gmbh sterr-ludwig, Blaustein

Gutachten des Preisgerichts

In der Auslobung beschreibt die Kirchengemeinde das Leitbild für ihr neues Gemeindehaus: Es soll ein Haus der Begegnung sein, ein offenes Haus, hell, freundlich, aufgeräumt und praktisch, ein Haus der christlichen Musik und Kultur – und zugleich wirtschaftlich. Alle diese Bilder übersetzt der Entwurf in eine einfache und zugleich in ihrer Pavillonartigkeit poetische Gebäudekomposition.

Unmittelbar an der Olgastraße im Süden des Grundstückes wird quer zur Kirchenhauptachse das Gemeindehaus entwickelt. Der Zugang wird über einen Hof zwischen Kirche und Haus gefunden. Von der Foyerspange sind Saal, Konferenz zur Rechten und die Räume des Pfarrbüros zur Linken leicht zu erreichen. Raumhöhen und die Zuordnung zu den Außenräumen entspricht der inneren Logik der Räume: Der Saal ist um das notwendige und sinnvolle erhöht, er orientiert sich zum Kirchhof. Die Konferenz bleibt niedriger, erhält – da an der Straße – einen eigenen Gartenhof als Außenbereich, der zudem, weil er dem Eingang gegenüber liegt, Durchblicke von der Straße bis zum Kirchhof erlaubt. Die Nebenräume sind jeweils mit sinnvoll zugeordnet. Positiv wird gewürdigt, dass das Gemeindehaus vollständig eingeschossig geplant und damit unkompliziert und wirtschaftlich nutzbar ist.

In der Tradition der Ulmer „HfG“ entwickelt sich aus einer rationalen Konstruktion ein subtiler Charme. Die Verkleidung der Holzkonstruktionen ist in unterschiedlichen Dichtigkeitsgraden vorgesehen: vollständig geschlossen vor geschlossenen Wandelementen, vollständig geöffnet vor Fenstern, die ungefilterte Ein-, Ausblicke und ungehinderte Zugänglichkeit gewähren sollen, in weitem Lattenabstand, wo eine „gefilterte“ Außenraumbeziehung gewünscht ist, so etwa von Jugendraum und Konferenz zur Straße. Hier wird für den Passanten nur erkennbar: „Bei den Katholiken ist etwas los“.

In seiner Haltung zitiert der Entwurf die Unterordnung unter den expressiven Kirchenbaukörper, wie sie vom Pfarrhaus vorgegeben wird. Sie tritt deshalb im Straßenraum zwar von der Nachbarbebauung unterscheidbar auf, wird aber nicht als „Sonderbaustein“ im Kontext des Kirchenensembles spürbar. Hier wird die zentrale Frage der Auslobung berührt: Wie kann das Gemeindehaus in einem städtebaulichen Umfeld die kirchlichen Einrichtungen als „Ort der Begegnung, der christlichen Musik und Kultur“ ein dezidiert öffentliches Gebäude sein. Ist die städtebauliche Antwort richtig, einen Schutzraum vor das Kirchenportal zu legen? Ist das die Geste einer Kirche, die buchstäblich „weltoffen“ sein möchte?

Der Beitrag zwingt durch seine funktionale, räumliche und ästhetische Qualität zur Diskussion über die eigentlich klare Antwort. Das Gemeindehaus ist bei aller filigranen Durcharbeitung zu hermetisch, als dass es als Umrahmung einer Agora akzeptiert werden könnte. Tatsächlich schließt es die Kirche zu sehr vom Straßenraum ab, als dass es als Pavillon betrachtet werden kann.

Dies ist der Konflikt, der in der Jury offen diskutiert wird.

Preis 3 | Rapp Architekten, Ulm

Gutachten des Preisgerichts

Die Verfasser schlagen ein Haus vor, das sich in die umgebende Bebauung an der Olgastrasse einfügt. Durch zwei versetzt zueinander stehende Giebel nimmt der Neubau zwar die Körnung der Umgebung auf, lehnt sich aber dabei auch typologisch sehr an die vorhandene Wohnbebauung an.

Die Positionierung des Gemeindehauses an der südwestlichen Ecke des Grundstückes lässt den Blick zur Kirche frei und einen großzügigen Kirchplatz zu, jedoch wird der Platz gleichzeitig durch die Anordnung der Stellplätze leider verstellt.

Räumlich und architektonisch werden die zwei Langhäuser folgerichtig unterschiedlich behandelt. Das zweigeschossige westliche Haus nimmt im Erdgeschoss Sanitärbereich und Küche auf. Gemeindesaal und Konferenzraum liegen gegenüber und lassen sich zum Foyer hin öffnen, dabei wirkt das längsgerichtete Foyer als breiter Flur trotz der Gliederung der dienenden Schiene in Kuben. Die Erschließung in das erste Obergeschoss ist leicht erreichbar, die Lage des Pfarrbüros mit Sekretariat wird kritisch gesehen.

Die unterschiedliche Behandlung der zwei Langhäuser wird auch im Innenausbau konsequent geführt und gut ausgearbeitet. Auch die Ablösung der zwei Häuser zueinander über das Oberlicht, das das Foyer zusätzlich belichtet, ist gelungen.

Insgesamt eine gute städtebauliche Lösung, die sich der Idee der zwei Häuser unterwirft dabei eine große Kubatur hervorruft und eine Zweigeschossigkeit in Kauf nimmt.